Theresa Matz – die wohl jüngste Vorsitzende eines BDS-Gewerbevereins in BW

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Gut gelaunt, offen und freundlich kam Theresa Matz, 1. Vorsitzende des BDS Mudau, an einem sonnigen Wochentag zum BDS-Interview nach Heidelberg. Sie ist mit 26 Jahren seit ein paar Wochen wohl die jüngste Vorsitzende eines BDS-Gewerbevereins in Baden-Württemberg.

Lange hat der in den beruflichen Ruhestand gehende Vorsitzende in Mudau (Neckar-Odenwald-Kreis) seinen gleichzeitigen Abschied als 1. Vorsitzender geplant, und lange hat er nach einem geeigneten Nachfolger gesucht.

Dass es im Nachhinein eine Frau wird, dazu noch eine junge Dame aus einer anderen Generation, das war wohl eher Zufall als geplant. Ein Zufall, der aus der Sicht des Interviewers sicher zum Glücksgriff wird.

Der Ortsverband in Mudau, am Rand der Metropolregion Rhein-Neckar, an der Grenze zu Bayern und Hessen, mit Landschaft pur und immerhin einer Stunde Fahrzeit von Heidelberg oder Mannheim entfernt, zeigt, wie es gehen kann. Trotz oder gerade wegen des Standorts im ländlichen Raum war der BDS Mudau schon immer aktiv. Hat er doch Unternehmen in seinen Reihen, die als „Global Player“ mit ihren Produkten weltweit unterwegs sind.

Vom Golfclub bis zum Verein für italienische Rennmotoräder, vom historischen Laurentiusmarkt bis hin zu gut besuchten und attraktiven Leistungsschauen, alles hat der Standort zu bieten. Vereinsaktivitäten wurden traditionell abgehalten, immer mit fleißigen Helfern, Unterstützung der Mitglieder und der Gemeindeverwaltung.

Die Website des BDS-Ortsvereins ist mit Facebook verknüpft und vorbildlich für die Online-Darstellung eines Gewerbevereins.

Theresa Matz, Tochter eines langjährigen Mudauer Mitglieds, ist im Umfeld der Selbständigkeit groß
geworden. Von klein auf lebt sie ihre Möglichkeiten aus, meist im elterlichen Hauptbetrieb, einem
familiengeführten privaten Pflegeheim in einem Mudauer Ortsteil. Sie persönlich hält das dazugehörige Café im Ortszentrum aber genauso am Laufen wie das Eis Labor, das Kuchenbacken und im Sommer die Eis-Apé, die bis ins Umland die handgemachte Leckerei anbietet.

Zeit für Privatleben und Hobbys ist bei Theresa Matz auch noch da. Dazu kommt aber jetzt noch
Verantwortung für einen Gewerbeverein mit 76 Mitgliedern. Aber diese Tätigkeit hat sie nach kurzem Nachdenken mit der Familie und dem Partner reiflich überlegt und dann aus Überzeugung
angenommen. Und sie steht dazu! Lesen Sie, mit welchen Antworten sich Theresa Matz den Fragen im Interview stellt:

BDS: Sind Sie in Mudau geboren/aufgewachsen?
Geboren wurde ich in Baden-Baden, meine Eltern sind allerdings in meinem ersten Lebensjahr von
dort nach Mudau gezogen, in die Heimat meiner Mutter.

BDS: Was machen Sie beruflich?

Oh, so genau kann ich das nicht festlegen. In erster Linie bin ich noch BWL-Studentin, aber auch Assistentin der Geschäftsleitung in unserem Familienbetrieb. Dazu gehört das Personalwesen, der Einkauf, die Organisation und aktive Hilfe dort, wo sie benötigt wird. Im elterlichen Zweigbetrieb, einem Café in der Ortsmitte, stelle ich aber auch das Eis her, backe Kuchen selbst, organisiere Events. Ich kümmere mich eben um vieles, was in einer Selbständigkeit geleistet werden muss.

BDS: Auf die Frage, ob Sie das Amt der 1. Vorsitzenden im BDS Mudau übernehmen wollen, mussten Sie da lange überlegen?

Eigentlich nicht. Gleich als mich der damals noch amtierende 1. Vorsitzende ansprach, ob ich nicht seine Nachfolgerin werden möchte, war ich nicht abgeneigt. Im Gespräch mit meinen Eltern und
meinem Partner bekam ich dann deren Zustimmung, doch das Amt zu übernehmen.

BDS: Was hat letztendlich den Ausschlag für Ihre Zusage gegeben?

Die Chance an meinem Wohnort aktiver werden zu können, neue Menschen kennen zu lernen, etwas Verantwortung zu übernehmen und eben auch außerhalb unseres Betriebes kreativ werden zu können.

BDS: Welche Ihrer persönlichen Talente nutzen Sie künftig für den Verein?

Vielleicht mein Organisationstalent, meine Menschenkenntnis, meine bisherigen Erfahrungen
aus dem, was ich schon gemacht habe. Ich packe gerne mit an und gehe unvoreingenommen auf Menschen zu.

BDS: Auf welche Aufgaben innerhalb des Vereins freuen Sie sich jetzt schon?
Auf die Organisation des jährlich stattfindenden und größten Events in Mudau: den Laurentiusmarkt mitten in der Gemeinde. Mit Marktbuden, Austeller, Fassanstich, Kultur, Kirchweih und guter Laune. Und mit einem erfahrenen Team!

BDS: Der Verein hat eine lange Tradition und ein straffes Jahresprogramm. Was packen Sie zuerst an, und was wollen Sie künftig anders machen? 
Es ist noch zu früh, um mir Gedanken zu machen, was geändert werden könnte. Der Verein ist sehr
gut aufgestellt, ich habe tolle Helfer um mich, so sind zwei junge Beisitzer mit mir gewählt worden,
mit denen und mit den älteren, erfahrenen Mitgliedern können wir sicher Neues oder Bewährtes bewegen.

BDS: Planen Sie neue Dinge, Arbeitsweisen, Hierarchien im Vereinsprogramm und Vorstandsteam?
Falls ja, welche?

Vielleicht fällt mir die eine oder andere Neuheit für den Laurentiusmarkt ein, aber das bespreche ich
mit den bisherigen Organisatoren und im Team.

BDS: Wie wollen Sie künftig kommunizieren? Planen Sie – Ihrer Jugend entsprechend – „social network“, „WhatsApp“ und andere moderne Kanäle mehr zu nutzen? Falls ja, können Sie uns Beispiele nennen, wie Sie vorgehen möchten? Was sind Ihre Ideen?
Mein Stellvertreter im Vorstand ist bereits jetzt schon mit der Verwendung von Online-Plattformen
und Netzwerken für den Verein bestens aufgestellt. Die Website des Vereins ist an das Design des
BDS angelehnt, viele Funktionen sind miteinander verknüpft. Ein anderes Mitglied erstellt regelmäßig einen Newsletter für die Vereinsmitglieder, für kurze Wege im Vorstand könnte ich mir eine „Whats-App-Gruppe“ vorstellen.

BDS: Sehen Sie sich als Vermittlerin oder Beispiel zwischen gleichaltrigen Menschen und der Selbständigkeit?
Auch darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Im Freundeskreis an der Uni bin ich aber
eine Ausnahme, besonders weil ich neben meinem Studium schon selbständig arbeite. Zumindest habe ich oft andere Sichtweisen und kann in der Clique aus dem „wirklichen“ Leben berichten.

BDS: Sehen Sie sich als Vermittlerin oder Beispiel zwischen gleichaltrigen Menschen und der
Vereinsarbeit?

In Mudau gibt es viele Vereine, natürlich finden sich da Menschen aller Altersgruppen. Der größte Verein ist der Mudauer Karnevalsverein, auch dort sind Jung und Alt vereint. Vereinsarbeit wird im Ort groß geschrieben.

BDS: Werden Sie „jungen Wind“, soll heißen, mehr Jungunternehmer oder einen Generationenwechsel in den BDS Mudau bringen? Falls ja, wie?
Ich hatte ja schon erwähnt, dass zwei junge Beiräte aus dem Dienstleistungsgewerbe und dem
Handwerk neu im Vorstand sind. Sicher können wir eher junge Selbständige für eine Mitgliedschaft im Ortsverband werben.

BDS: Wie sehen Sie die eigene, selbständige Zukunft in den nächsten Jahren?

Auf jeden Fall mit Spannung! Im Beruf gibt es ständig neue Regularien und Vorschriften, die die
Selbständigkeit mühselig werden lassen und vor allem die eigenen Pläne oft über den Haufen wer-
fen. Aber von meinen Eltern habe ich früh gelernt, mit solchen Rückschlägen umzugehen.

BDS: Was erwarten Sie vom „Netzwerk BDS“?
Hilfe, wenn ich sie benötige, Fachwissen, das ich anzapfen kann, Kontakte, Veranstaltungen zu aktuellen Themen und vor allem die Interessensvertretung an höherer Stelle.

BDS: Was sind Ihre Hobbys? Bleibt noch Zeit dafür?
Ich male gerne, meist mit Acrylfarben, oft male ich Bilder oder Ansichten, die mir vorher begegnet
sind. Leider komme ich immer weniger dazu. Ich reise gerne und mit meinem Partner, der Geschichte studiert hat, habe ich den Reiseführer immer dabei!

BDS: Wie steht Ihr Partner zu Ihrem neuen ehrenamtlichen Engagement?
Er hat mich unterstützt bei der Überlegung, das Amt anzunehmen, er ist auch selbst, zum Beispiel
in der Politik ehrenamtlich engagiert.

BDS: Dürfen wir ein zweites Interview nach einhundert Tagen „Amtszeit“ mit Ihnen machen?

Eine nette Idee, ja, gerne, ich bin selbst gespannt, wie ich es dann sehe, das Amt der „Vorsitzenden”.

Nach dem kurzweiligen und für uns sehr angenehmen Gespräch mit Theresa Matz war dem Interviewer sofort klar: Der BDS Mudau kann stolz darauf sein, mit der einstimmigen Wahl von Theresa Matz eine Vorsitzende gefunden zu haben, die nicht nur ihr Amt ernst nimmt, sondern auch mit beiden Beinen im Leben steht. Sie lässt hoffen, dass der Generationswechsel im Bund der Selbständigen stattfinden kann.

Vielleicht müssen wir nur viel früher damit anfangen, Nachwuchs aus den eigenen Reihen oder aus der „Start-up-Szene“ heranzuziehen. Dann müssen wir ihnen aber auch das Feld überlassen, um ihre Kreativität nicht auszubremsen. Auf jeden Fall sprechen wir in rund drei Monaten wieder mit Frau Matz, um zu hören, wie es ihr bis dahin ergangen ist.

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