Vielen Unternehmen geht in Kürze die Luft aus und nun soll es das Homeoffice richten

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Standpunkt des BDS Baden-Württemberg vom 12. Januar 2021

Die Anzahl an Infizierten und Todesfällen ist ungebrochen hoch, der Impf- und Schulstart wurde vielerorts verschlafen, der November-Lockdown verlängert, die Auszahlung der Hilfen läuft nach wie vor schleppend, bei vielen Unternehmern und ihren Mitarbeitenden wächst die Angst und nun stellen Politiker genau diese mit der Forderung nach mehr Homeoffice an den Pranger.

Der Tenor geht durch mehrere Parteien von Ministerpräsident Söder (CSU) über die Grünen-Fraktionsvorsitzende Göring-Eckardt bis hin zu Arbeitsminister Heil (SPD): Jede Unternehmerin und jeder Unternehmer trage Verantwortung dafür, das Pandemiegeschehen in Griff zu bekommen, sogar ein Bußgeld für „unwillige“ Chefs, die unberechtigt Homeoffice-Anträge ablehnen. Das Homeoffice als die neue Speerspitze im Kampf gegen Corona? Und gleichzeitig werden die Unternehmenslenker daran erinnert, sie mögen doch die Arbeitsschutzstandards einhalten. Eine in vielen Punkten unsachliche wie unberechtigte Forderung findet der Bund der Selbständigen in Baden-Württemberg und fordert die politischen Handelnden auf, Augenmaß zu bewahren und auch vor der eigenen Haustüre zu kehren.

„Bei solchen Aussagen und unterschwelligen Unterstellungen, Arbeitgeber würden sich zu wenig in der Pandemie und für den Gesundheitsschutz engagieren, schwillt mir der Kamm“, so Vizepräsidentin Bettina Schmauder, die sich wie viele andere Betriebe Land auf Land ab ungerechtfertigt an den Pranger gestellt fühlt. Selbständige und Unternehmer, die aktuell ihr Unternehmen geöffnet haben dürfen, sind sich ihrer Verantwortung in der Krise wohl bewusst. Die Arbeitsschutzstandards sind nach Ausbruch der Corona-Pandemie verschärft worden und werden auch immer wieder hinterfragt und überprüft. Das passiert schon aus reinem Selbstzweck, „denn welcher Unternehmer nimmt denn leichtfertig einen Corona-Ausbruch in seinem Unternehmen hin? Wir brauchen ein gesundes Team!“, fragt sich auch BDS-Vorstand Jan Dietz. Dabei wird in den pauschalierten politischen Aussagen immer wieder vergessen, dass viele Leistungen und Gewerke nicht ohne Präsenz ausgeführt werden können. Wie soll die defekte Heizung und das liegen gebliebene Auto vom Homeoffice aus repariert werden? Wie sollen die vielen Produkte der Industrie entstehen oder in der Landwirtschaft Produkte geerntet und weiterverarbeitet werden? „Vor allem in familiengeführten und kleinen Betrieben herrscht ein sehr verantwortungsbewusster Umgang mit der Pandemie, gleich ob vom Homeoffice aus oder in Präsenz. „Scheinbar werden jedoch zwei Dinge von den politischen Akteuren vergessen, die sich nun mit Forderungen an die Unternehmer wenden: „Bei aller Notwendigkeit muss eine Basis an wirtschaftlichem Handeln weiterhin möglich sein, um die unglaublichen finanziellen Ausfälle abzumildern und Unternehmen können es sich nicht so einfach machen wie vielerorts die Verwaltungen“, prangern Schmauder und Dietz an und geben den schwarzen Peter an die Politik zurück: „Wir müssen nach wie vor erleben, dass bei öffentlichen Verwaltungen Ämter immer wieder komplett geschlossen werden wie zum Beispiel Zulassungsstellen. Auf der anderen Seite gerade in den Verwaltungen – auch den Bundesverwaltungen – wo Präsenz oftmals noch die Regel sei, wie die jüngst erschienene Studie des Digital Governance Center der Hertie School in Berlin in Auftrag der Beratungsagentur Next:Public festgestellt hat.“ Der BDS fordert daher die handelnden Akteure in Bund und Land auf, in Sachen Homeoffice und Arbeitsschutz zuerst vor der eigenen Türe zu kehren und stärker mit den Unternehmen und deren Verbände zusammenzuarbeiten. „Wir kämpfen seit Monaten an vorderster Front gegen die Pandemie und zwar gerne mit und nicht gegen die Politik!“, versichern Schmauder und Dietz.

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